Eine Unconference ist eine Konferenz, die von ihren Teilnehmern gestaltet wird. Dennoch ist sie kein Ort der Anarchie und des Chaos, sondern ein hochorganisierter Rahmen, der den Teilnehmern zur Verfügung steht, um ihn mit Leben und mit interessanten Diskussionen zu füllen. Wer eine solche Konferenz noch nie erlebt hat, kann sich vielleicht nicht vorstellen, dass das klappen kann. Dieses Format hat sich aber seit über 30 Jahren in verschiedensten Themenkreisen und mit Gruppen von 50 bis 2000 Teilnehmern bewährt.
Unsere Unconference verwendet dabei die Prinzipien des Open Space, einer Methode zur Organisation von Konferenzen, die von Owen Harrison entwickelt wurde. Ihm kam die zündende Idee zu diesem Format, als er nach einer Konferenz das Fazit zog, dass die Kaffeepausen eigentlich der wirklich nützliche Teil gewesen war. So begann seine Überlegung, wie man diese Form der spontanen Kommunikation in die ganze Konferenz hineintragen könnte. Aus diesen Überlegungen entstand das Open Space-Format, das seit 30 Jahren nahezu unverändert eingesetzt wird.
Die Agenda des Konferenztags steht - bis auf Fixpunkte zu Beginn und Ende - nicht fest, sie wird am Tag selbst in der ersten Session von den Teilnehmern gemeinsam erstellt. Dabei bringen die Teilnehmer Themen auf, die sie gerne in einer grösseren oder kleineren Runde diskutieren möchten. Das Organisationsteam hilft dabei, das Programm zusammenzustellen und stellt Räume und Hilfsmittel zur Verfügung, damit sich die Teilnehmer ganz und gar auf den Inhalt konzentrieren können.
Dabei eignen sich am besten offene Diskussionen zu Themen und Erfahrungsberichte und -Austausch. Workshops und Tutorials sind auch gerne gesehen, brauchen aber mehr Vorbereitung seitens der Themenverantwortlichen. Dabei braucht es aber keine polierten Powerpoint-Folien. Je einfacher, desto besser.
Welche Themen eignen sich?
- Dringend: Ein Thema, das mir unter den Nägeln brennt, das mich motiviert, das angepackt sein muss
- Breit angelegt: Genug Raum, um mögliche Lösungen offen zu diskutieren
- Komplex: Es gibt viele Wege, niemand kann dieses Problem alleine lösen
- Wichtig: Von zentraler Bedeutung für die Teilnehmer
Warnung: Sei bereit, Dich überraschen zu lassen!
Eine Unconference hat vier Regeln und ein Gesetz:
- Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute
Egal, wer und wieviele Leute an Deine Session kommen, es sind die Leute, die das Thema gerade jetzt interessiert - Was auch immer geschieht, es ist das einzige, was geschehen konnte
Eine solche Konferenz ist ein äusserst kreativer Rahmen. Unerwartetes ist oft nützlich - Es beginnt, wenn die Zeit reif ist.
Wenn Du ein Thema besprechen möchtest, fürchte nicht, dass es zu früh oder zu spät dafür ist. Die Energie für die Diskussion ist wichtiger als das korrekte Timing - Vorbei ist vorbei - Nicht-vorbei ist nicht-vorbei.
Wenn die Diskussion beendet scheint, ist die Session vorbei. Egal, was der Zeitplan sagt.
Das Gesetz der zwei Füsse: Wenn ich bemerke, dass ich weder lerne, noch etwas beitrage, dann gehe ich dahin, wo ich es kann!
Jeder Teilnehmer hat das Recht und die Verantwortung, für sich aus der Konferenz das Beste herauszuholen. Wenn mein Interesse an einem Thema erschöpft ist, oder ich alles erreicht habe, was ich wollte, suche ich mir respektvoll einen neuen Ort, wo ich mich einbringen kann.
Aus den Regeln und dem Gesetz der zwei Füsse ergeben sich zwei typische Verhaltensweisen, die man Hummeln und Schmetterlinge nennt. Hummeln flattern beschäftigt von Gruppe zu Gruppe und bilden dabei Brücken zwischen Themen und Personen durch ihre Gruppenwechsel. Schmetterlinge sind gemütlicher unterwegs, flanieren und pausieren, sind einfach da, und wirken oft als Kristallisationskeim für Gespräche.
Wer macht solche Konferenzen?
In den letzten Jahren ist dieses Format vor allem in der IT-Welt auf Resonanz gestossen. Einige Beispiele:
- Stanford IT Unconference: Dieses Event findet seit einigen Jahren statt und richtet sich an alle IT Professionals innerhalb der Stanford University.
- InfoCamp: Mit über 40 Teilnehmern (2014) aus Bibliotheken, Archiven, Verbünden, Museen, Forschung und Wirtschaft sowie Studierenden der Informationswissenschaft ist das Infocamp eine wichtigen Austauschplattform für die informationswissenschaftliche Community der Schweiz.
- BarCamp: Ein internationales Netzwerk von Unconferences, die vor allem Themen aus dem Bereich Technologie und Webentwicklung ansprechen.
- Agile Coach Camp: Diese weltweit organisierten Events für Coaches im Bereich agiler Softwareentwicklung nutzen das Open Space-Format, um die Themen zu addressieren, die gerade von Relevanz für die Community sind.
Unconference explained
Die Stanford IT Unconference erklärt das Prinzip der Unconference ohne Worte.
Quelle: Stanford University
Themensammlung
So geht es los: Am Beginn der Konferenz stellen die Teilnehmer ihre Themen vor und platzieren sie im Marktplatz, der Agenda der Konferenz.
Haben alle Teilnehmer Gelegenheit gehabt, ihre Themenvorschläge zu präsentieren, beginnt der Markt: Alle strömen zum Marktplatz, um zu schauen, zu verhandeln, darum zu bitten, ein Thema zu verschieben, weil man da schon eine andere interessante Session gleichzeitig besuchen möchte.